Die Gewinner*innen der 34. Kölner Tanz- und Theaterpreise 2023
Sieben Preise mit einer Gesamtdotierung von 38.600 € wurden übergeben
[04.12.2023] Zum 34. Mal wurden an diesem ersten Montag im Dezember im MediaPark die Kölner Tanz- und Theaterpreise feierlich übergeben. Bis auf den Kölner Ehrentheaterpreis, den in diesem Dietmar Kobboldt erhielt, blieben wie immer alle Preisträger*innen bis zu dem spannenden Öffnen der Umschläge geheim.
Mit den sieben Auszeichnungen war ein Preisgeld von insgesamt 38.600 € verbunden, das zum großen Teil von Unternehmen, aber auch Privatleuten zur Verfügung gestellt wurde. Erstmals war die Honorierung des Kölner Tanztheaterpreises durch eine Crowdfunding-Aktion erwirtschaftet worden, koordiniert durch die TanzFaktur, die Kunstsalon-Stiftung und die SK Stiftung Kultur. Dabei ist der Grundgedanke, dass sich das Publikum mit der Szene direkt verbindet: Dadurch sollen alternative, unabhängige Ressourcen für die Künstler*innen geschaffen werden.
Bei der von den beiden Schauspielerinnen Irene Schwarz und Aischa-Lina Löbbert moderierten Gala sorgte das Duo Thomas Rodenbach und Nadine Pimanov für musikalische Auflockerung. Thomas Rodenbach ist Singer/Songwriter und wurde bereits von Radio Energy sowie bigFM als Newcomer nominiert. Auf der Suche nach einer geeigneten Duett-Partnerin wurde er auf Nadine Pimanov aufmerksam, die im letzten Jahr mit ihrer Stimme bei „The Voice of Germany“ überzeugen konnte. Annette Frier, die 1999 den ersten Puck gewonnen hatte, war per Video mit einer Grußbotschaft von der Ostsee vertreten.
Kölner Theaterpreis
dotiert mit 10.000 Euro, gestiftet von der Sparkasse KölnBonn, dem Kulturamt der Stadt Köln und Prof. Hon. Dr. med. Manuel Cornely
Jury: Dr. Winfried Gellner, Norbert Raffelsiefen und Ulrike Westhoff:
„G wie Grüne Armee Fraktion”, ein dokumentarisches Theaterstück, eine Koproduktion von nö theater und studiobühneköln, Text und Regie: Janosch Roloff, in der Stadthalle Köln-Mülheim
„Regisseur und Autor Janosch Roloff erweist sich in dieser Inszenierung ein weiteres Mal als Meister in der Kunst der Collage. Zitate aus dem Kanon der Theaterklassiker werden hier mit einem untrüglichen Gespür für dramaturgischen Rhythmus mit aktuellen Statements zur Klimakrise im Allgemeinen und den Protestformen der Letzten Generation im Besonderen verwoben.“
(Auszug aus der Laudatio von Norbert Raffelsiefen)
Kölner Tanztheaterpreis
das Preisgeld für den in Höhe von 10.000 € wurde durch eine Crowdfunding-Aktion erwirtschaftet, koordiniert von der TanzFaktur, der KunstSalon Stiftung und der SK Stiftung Kultur.
Jury: Thomas Linden, Dr. Ruth Prangen und erstmalig Jenny Patschovsky
What is left. Produktion: Overhead Project. Künstlerische Leitung und Choreografie: Tim Behren. In der TanzFaktur
„What is left – was bleibt? Bei aller Brutalität und Härte des Settings – dieses Tragen, Werfen, Fallen und Aufgefangen werden verweist darauf, dass ein soziales Miteinander ohne Vertrauen und gegenseitiger Fürsorge nicht möglich ist. Eine großartige Produktion, Gratulation der Jury.“
(Auszug aus der Laudatio von Jenny Patschovsky)
Kölner Kinder- und Jugendtheaterpreis
dotiert mit 5.000 Euro, bereitgestellt von der GAG Immobilien AG
Jury: Christian Bos, Bianca Lenhard und Thomas Linden:
„WASIHRWOLLT“, in einer Bearbeitung von Manuel Moser, nach William Shakespeare, Produktion: COMEDIA Theater, Inszenierung: Manuel Moser, im COMEDIA Theater
„Als künstlerischer Leiter der Comedia weiß Manuel Moser, was Jugendliche umtreibt. Mit William Shakespeares Komödie ‚Was ihr wollt‘ hat er zielsicher einen Stoff gewählt, der die Diskussion über die Frage, wie weit Geschlechteridentität biologisch oder sozial definiert ist, genau in ihrem Zentrum aufnimmt. […] Manuel Moser modernisiert den Stoff, ohne ihn dabei aufzulösen und entfacht in uns die Lust an der Entdeckung von Shakespeares Universum. Er zeigt uns etwas, das es nur im Theater gibt, nirgendwo sonst. Denn das Theater muss von jeder Generation neu entdeckt werden, und die junge Generation, die mit Social Media aufgewachsen ist, hat es besonders schwer, in den Genuss dieses sperrigen aber eben auch erlebnissatten Mediums zu finden.“
(Auszug aus der Laudatio von Thomas Linden)
Kölner Darsteller*innenpreis
Preisgeld: 3.500 €, bereitgestellt von der Sparkasse KölnBonn
Die Preisträgerin wurde ermittelt von den Jurymitgliedern des Kölner Theaterpreises, Kinder- und Jugendtheaterpreises sowie Tanztheaterpreises:
Tomasso Tessitori für seine Darstellungen in „Das große Heft“ und „Penthesilea – Battle of the Sexes“ und vielen weiteren Produktionen
„Götz Alsmann nannte ihn einmal ‚den Mann mit den tausend Gesichtern‘. Treffender kann man seine schon zuvor gerühmte Vielseitigkeit kaum charakterisieren. Tomasso Tessitori ist inzwischen als Schauspieler und Regisseur seit über 30 Jahren in der Freien Kölner Theaterszene tätig, die er durch seine Arbeit wesentlich mitgeprägt hat. Für dieses Engagement wird er mit dem Kölner Darsteller*innenpreis 2023 ausgezeichnet.“
(Auszug aus der Laudatio von Dr. Winfried Gellner)
Kölner Ehrentheaterpreis
dotiert mit 2.600 Euro — Stifter: NetCologne GmbH
Jury aus den bisherigen Ehrentheaterpreisträgern:
Dietmar Kobboldt
„Dietmar Kobboldt polarisiert. Gestern, heute und wahrscheinlich auch noch morgen. Trotzdem oder gerade deshalb hat er den Kölner Ehrentheaterpreis mehr als verdient. Egal ob als Regisseur, als Theaterleiter oder als kulturpolitisch Engagierter - wenn Kobby der Meinung war, dass etwas richtig und wichtig war, dann kämpfte er für diese Lösungen – auch und besonders gerne gegen alle Widerstände.“
(Auszug aus der Laudatio von Manuel Moser)
Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater
dotiert mit 5000 Euro, Preis der Freien Volksbühne Köln e.V., Preisgeldgeber: AVG Ressourcen GmbH
Jury: Daniela Abels, Dr. Sandra Nuy und Beate Schwarzbauer
Das große Heft. Nach Ágota Kristóf. Produktion: tt-Theaterproduktion in Kooperation mit Orangerie Theater. Spiel & Konzept: Lara Pietjou, Tomasso Tessitori. Supporting Performance, Bühnenbild und Klang: Christian Keinstar. Im Orangerie Theater
„Ein erschütternd eindringlicher Theaterabend, der vom Schrecken des Krieges jenseits der Front erzählt und von Traumata, welche in die Gesellschaft getragen und die über Generationen weitergegeben werden. Eine großartige künstlerische Leistung, die das Politische im Zwischenmenschlichen sucht und eindrucksvoll aufzeigt, dass der Mensch eben doch des Menschen Wolf ist.“
(Auszug aus der Laudatio von Beate Schwarzbauer)
„Puck“ – Nachwuchspreis für junge Schauspieler*innen
dotiert mit 2.500 Euro, ausgelobt von der Theatergemeinde Köln, bereitgestellt von der RheinEnergie AG
Jury unter dem Vorsitz von Dr. Benno Paffrath:
„So wirkt er in seinen Rollen einerseits verletzlich und gebrochen, anderseits selbstbewusst und souverän. Darüber hinaus zeigt sein nuancenreiches Spiel ein gutes Gespür für komische Momente und das richtige Timing.“
(Auszug aus der Laudatio der Jury)