Gabriele Conrath-Scholl
Vortrag: „Motivation und Struktur des Symposiums – Fragestellungen aus der institutionellen Praxis unter Akzentuierung kooperativer Zusammenarbeit“
Die Idee zur Veranstaltung des Symposiums steht vor dem Hintergrund der grundsätzlich hohen Bedeutung, Maßnahmen zur Sicherung und Sichtbarmachung von photographischen Archiven und signifikanten Beständen zu fördern. Der Ruf nach Einrichtung eines bundesweit agierenden Instituts für Photographie in NRW hat die Fragestellung nochmals verstärkt und wird in bestehenden Einrichtungen und Museen wie auch in weiteren mit dem Thema befassten Fachkreisen bereits engagiert diskutiert.
Das von der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur und der DGPh initiierte Symposium gibt auf breiterer öffentlicher Ebene Gelegenheit zur Reflexion eines Status quo ebenso wie dazu, Vorstellungen zur Zukunftssicherung photographischer Bestände und Archive zu sammeln und spezifische Fragestellungen zu entfalten. Dabei kommt der Frage zur erweiterten Einrichtung von Kooperationen oder Arbeitsverbänden ebenso wie der Anregung synergetisch wirkender Effekte und Vorgehensweisen ein besonderer Stellenwert zu.
Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur versteht sich im Bereich der Betreuung und vielseitigen Aktivierung photographischer Bestände als eine der zentralen Institutionen mit umfassender, 25-jähriger Erfahrung, insbesondere auch im Bereich das Medium konstruktiv fördernder Kooperationen. Im Vortrag wird beispielhaft über die Genese prägnanter Bestände und über den Umgang mit diesen berichtet, ebenso wie über zugrundeliegende Intentionen.
Der Vortrag soll verdeutlichen, dass es sich bei all dem um einen offenen Prozess handelt, der produktiv und integrativ vorangetrieben werden soll. Perspektivisch soll es sowohl um bereits bestehende photographische Bestände als zu sicherndes Kulturgut gehen, als auch um zukünftige Werke und Archive, für welche ebenso adäquate Lösungen antizipiert werden müssen.
Wo und in welcher Funktion sind Sie tätig?
Tätig bin ich in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur. Ich leite die Institution und bin verantwortlich für Ausstellungen, Publikationen sowie Sammlungspflege, -vermittlung und die damit verbundene Etatverwaltung.
Welche Sammlungsschwerpunkte sind in Ihrer Institution vertreten?
Die sachlich-dokumentarische, künstlerisch konzeptuelle Photographie bildet den Mittelpunkt.
Welche Impulse und Angebote sollten aus Ihrer Sicht von einem neuen, wegweisenden Bundesinstitut für Photographie ausgehen?
Ein neues Bundesinstitut für Photographie, wenn man es so nennen will, sollte über vorbildliche und auf die Zukunft ausgerichtete Bedingungen für photographische Sammlungen und zur Umsetzung von dialogisierenden Ausstellungen verfügen. Fachspezifisch ausgebildetes Personal sollte nicht allein für hausinterne Projekte eingesetzt werden, sondern auch in beratend oder kooperierender Funktion. Insofern wären sie AnsprechpartnerInnen für KünstlerInnen, NachlassverwalterInnen, für weitere Institutionen und Akteure aus dem photographischen Umfeld, eingeschlossen Fachfirmen, Verlage, Galeristen und Auktionshäuser etc.
Über welche Ausstattungen / Räumlichkeiten / Einrichtungen sollte ein zukunftsweisendes Institut für Photographie verfügen?
Verschieden dimensionierte Ausstellungsräume, Restaurierungsstudios, Photostudios und -labore, Digitalisierungseinrichtungen, Depots für unterschiedliche Materialien, Studien- und Vorlageräume, Film- und Vortragsräume, Bibliothek, Café, etc.
Wie sollte der Austausch zwischen bereits bestehenden, mit Photographie befassten Institutionen mit einem neuen „idealen“ Haus für Photographie gestaltet sein?
Der Netzwerkgedanke sollte gepflegt werden. Beispielsweise könnten Nachlässe in gemeinsamer Bearbeitung zwischen mehreren Institutionen angeregt werden. Das Bundesinstitut könnte Depotflächen oder Kapazitäten im Bereich der wissenschaftlichen oder restauratorischen Bearbeitung zur Verfügung stellen. Dazu sollten individuelle Kooperationsverträge erarbeitet werden. Übergreifend könnten Bestände digital sichtbar gemacht werden, ebenso wie Bibliotheksbestände zur Photographie.
Was bedeutet für Sie „national bedeutsames photographisches Erbe“?
Das ist für mich schwer zu definieren. Denn die Photographie steht in einem überaus internationalen Kontext. Insofern kann eine neue Sammlung perspektivisch nicht allein aus deutschen Beiträgen bestehen, sondern sollte auch solche einbeziehen, die auf die deutsche Photographie bzw. Kultur einen besonderen Einfluss haben oder ihrerseits von ihr geprägt sind. Bei der Bearbeitung von Vor- und Nachlässen sollte es um eine aktive Zusammenarbeit zwischen PhotographInnen / KünstlerInnen, Nachlassverwaltern, Sammlern, Archivaren und weiteren Akteuren etc. gehen, die die Sicherung des photographischen Materials vorantreiben können.
Kurzbiographie
Studium an der Kunstakademie Düsseldorf
1994/95 Stipendien des J. Paul Getty-Museum, Los Angeles
seit 1996 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, dort ab 2007 Leiterin
seit 2016 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie
seit 2020 als stellvertretende Vorsitzende