Katja Stuke

In welchem Bereich der Photographie und Kunst sind Sie tätig?

Ich interessiere mich bei meinen künstlerischen Arbeiten oft für den Transfer von Bildern zwischen unterschiedlichen Medien. Zudem arbeite ich oft gemeinsam mit Oliver Sieber. Das hat Florian Ebner 2011 so zusammengefasst: „Sie decken gemeinsam ein breites Spektrum an Identitäten ab: Fotograf/in und Künstler/in, Kurator/in und Initiator/in von Ausstellungen, Gestalter/in und Herausgeber/in von Künstlerbüchern. Wer sie jeweils gerade sind, wenn sie sich durch ihren fotografischen Kosmos bewegen, lässt sich nicht immer mit Gewissheit sagen. Durch ihr Werk und ihre Vermittlungstätigkeit sind sie jedoch längst schon zu Moderatoren einer bestimmten fotografischen Kultur geworden.“ Und „Sie sind inzwischen weltweit tätige Handlungsreisende in Sachen Fotografie, mehr unterwegs als zuhause in ihrem Düsseldorfer Atelier. Wie kaum andere deutsche Künstlerinnen und Künstler aus ihrer Generation haben sie in ihrem Werk die Alltagskultur Japans reflektiert oder die mythischen Orte des Films zum Gegenstand ihrer Fotografie gemacht. Wie sehr die ‚armen Medien’ der Populärkultur unsere Imagination ausfüllen, zeigen ihre Arbeiten, […] . Nicht zuletzt offenbaren sie dabei die vielen Gesichter sowie die mehr und mehr migrierenden Bildformen und Präsentationsweisen des Mediums Fotografie.“

Wir haben u. a. auch gemeinsam die Ausstellungs- und Publikationsreihe „ANT!FOTO“ und die „ANT!FOTO“ Bar gegründet, um die verschiedenen „Aggregatzustände“ der Fotografie zu thematisieren, die verschiedenen Formen, in denen Fotografie eine Rolle spielen kann: als Prints/in Ausstellungen, in Büchern, als Projektionen, in Videos/ Filmen, im Netz, Fotografie aus unterschiedlichen internationalen Zusammenhängen etc. Und wir wollen immer auch die sehr große Bandbreite, das ganze Spektrum von Fotografie berücksichtigen. 

Was vermissen Sie bei den in Deutschland derzeit aktiven Institutionen im Bereich der Photographie?

Jede einzelne Institution hat eigene Schwerpunkte und Spezialitäten. Da gibt es eine sehr vielfältige und große Bandbreite. Das ist toll. Was fehlt, ist vielleicht eine Art „Dach/Übersicht“ oder „Koodinierungsstelle“, was es einfacher macht zu erfahren, was genau wo an welcher Stelle passiert; nicht so sehr in Hinblick auf Ausstellungen, sondern eher in Fragen wie: was wird wo gesammelt, welche Archive gibt es wo mit welchem Schwerpunkt, was wird wo geforscht, veröffentlicht usw. 

Welche Impulse und Angebote sollten aus Ihrer Sicht von einem neuen, wegweisenden Bundesinstitut für Photographie ausgehen?

Vielleicht mehr Überschneidungen zwischen „Praxis“ und „Theorie“. Und Überschneidungen zwischen Geschichte/Archive und Weiterentwicklung/Zukunft. Das gesamte Spektrum der Fotografie sollte berücksichtigt werden. 

Welche Bedingungen/AnsprechpartnerInnen müssten gegeben sein, damit KünstlerInnen/Photographinnen oder NachlassverwalterInnen eine Zusammenarbeit anstreben?

Viel Zeit vermutlich… Personen, die einen Überblick über die verschiedenen (zeitgenössischen) fotografischen/technischen Entwicklungen haben, und so auch die unterschiedlichen hybriden Formen der Fotografie berücksichtigen können. 

Was bedeutet für Sie „national bedeutsames photographisches Erbe”?

Für meine eigene persönliche Arbeit spielt der Begriff „national“ eigentlich gar keine Rolle. Für die eigene Arbeit sind Einflüsse aus unterschiedlichsten Ländern, Kulturen, „Schulen“ gleich relevant und inspirierend. Das gilt sicher für sehr viele KünstlerInnen und FotografInnen. Daher bin ich auch unsicher, ob es seit Beginn des 21. Jhd. wichtig und richtig ist, nationale Unterschiede zu machen. Andererseits, auch mit Blick auf andere Länder wie z.B. Frankreich, England, die USA, Japan etc., die ihre fotographische Geschichte genau dokumentieren, ist es wohlmöglich notwendig einen Blick auf die Geschichte der Fotografie, die Arbeiten und Impulse der FotografInnen in West- und Ost-Deutschland in der Vergangenheit zu dokumentieren und erhalten. Dabei ist „national“ vielleicht eher eine Art regionales, geografisches „Ordnungssystem“.

 

Kurzbiographie

1988 bis 1993 Studium Visuelle Kommunikation in Düsseldorf

bis 2021 Mitglied im Vorstand des Künstlervereins Malkasten

seit 2010 Mitglied im erweiterten Vorstand der DGPh, Leitung der Sektion „Geschichte und Archive“ gemeinsam mit Prof. Dr. Stefanie Diekmann und Oliver Sieber

Seit 2010 kuratieren Stuke / Sieber einmal im Jahr die Ausstellung ANT!FOTO im Kunstraum Düsseldorf oder im Künstlerverein Malkasten.

2016 kuratieren Stuke / Sieber die Hauptausstellung „Innere Sicherheit, the state I am in“ der Internationalen Photoszene Köln.

2017 Stuke / Sieber gewinnen den LUMA Book Award des Festivals Rencontres d’Arles.

seit 2005 sind Stuke / Sieber regelmäßig im Ausland tätig unter anderem in Künstlerresidenzen in Osaka, Tokyo, Paris, Chicago, Rotterdam, Sarajevo, Chongqing oder Toronto.

Katja Stuke hatte Lehraufträge u. a. an der Fachhochschule Dortmund, Kunsthochschule Mainz, Folkwang Universität der Künste in Essen und dem IED / European Master of Photography Madrid.

Einzelausstellungen u. a.: Japanisches Kulturinstitut Köln; Kunsthalle Gießen; Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg; Krakow Photo Month; Cosmos, Rencontres d’Arles; CCCB, Barcelona; Kornelimünster, Aachen; Scope, Hannover; Fotografia Europea, Reggio Emilia; Temple, Paris; Museum of Contemporary Photography, Chicago; Fotomuseum, Winterthur; Kunsthalle, Bremen; Museum für Photographie, Braunschweig; Florence Loewy, Paris


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