Dr. Monica Marchesi
Vortrag in englischer Sprache: „Für immer jung? Die Nachproduktion von photographischen Arbeiten aus konservatorischer Sicht”
Photographien sind aufgrund ihrer chemischen Beschaffenheit von Natur aus instabil. Der Zersetzungsprozess setzt relativ schnell ein und kann in der Regel nicht rückgängig gemacht werden. Die Vorstellung, alte Photographien in dem Zustand präsentieren zu können, wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung, ist für viele zeitgenössische Künstler und Museen attraktiv.
Auf der Grundlage von Fallstudien untersucht der Vortrag das Nachproduzieren von Photokunstwerken als Konservierungsstrategie aus der Sicht einer Konservatorin, die in einem Museum für zeitgenössische Kunst arbeitet. Er veranschaulicht anhand von Fallstudien die Praxis, beschädigte photographische Kunstwerke durch makellose zu ersetzen. Es wird argumentiert, dass die Reproduktion von photographischen Kunstwerken nur als Ergebnis eines Grundsatzes erfolgen kann.
Der Ersatz eines photographischen Kunstwerks durch ein anderes kann nur dann erfolgen, wenn Künstler, Museumsmitarbeiter und die Gesellschaft sich weitestgehend darauf einigen, einige charakteristische Merkmale des ersten Werkes zu verwerfen und die Tatsache zu akzeptieren, dass bei der Reproduktion Merkmale durch andere ersetzt werden. Die Reproduktion ist sowohl eine subtraktive als auch eine additive Praxis. Einige Merkmale werden entfernt (Subtraktion) und durch andere ersetzt (Addition). Die Subtraktion und die Addition von Merkmalen machen eine exakte Reproduktion schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
„Forever Young? The reprinting of photographic works from a conservator’s perspective”
Photographs, because of their chemical make-up, are often inherently unstable. The process of degradation occurs relatively fast, and, it, generally, cannot be reversed. The idea to be able to present old photographs ‘the way they were meant when first created’ is attractive to many contemporary artists as well to museums.
Based on case studies, the talk explores the reprinting of photographic artworks as a conservation strategy from the vantage point of a conservator working in a museum of contemporary art, the Stedelijk Museum in Amsterdam. It illustrates through case studies the practice of substituting damaged photographic artworks with pristine ones. It argues that the reproduction of photographic artworks can only take place as the result of a convention.
The substitution of one photographic artwork for another can only occur if artists, museum staff, and society at large agree to dismiss some features present in the first work and decide to accept the fact that, during the reproduction, characteristics are replaced by others. Reproduction is simultaneously a subtractive as well as an additive practice. Some properties are removed (subtraction) and substituted by others (addition). The subtraction and the addition of features make an exact reproduction difficult, if not impossible, to achieve.
Kurzbiographie
Monica Marchesi ist Papierrestauratorin und Kunsthistorikerin. Seit 2006 arbeitet sie im Stedelijk Museum Amsterdam. 2011 rief sie gemeinsam mit dem Stedelijk Museum Amsterdam und der Universität Leiden das Forschungsprojekt „Preservation & Photographs. How to Save Photographic Works of Art for the Future?” (Bestandserhalt & Photographie. Wie sichert man photographische Kunstwerke für die Zukunft?) ins Leben. Das Projekt wird von der Niederländischen Organisation für Wissenschaftliche Forschung gefördert. 2017 promovierte sie an der Universität Leiden mit ihrer Arbeit „Forever Young. The Reproduction of Photographic Artworks as a Conservation Strategy“ (Forever Young. Die Reproduktion Photographischer Kunstwerke als eine Konservierungsstrategie). Ihr Forschungsinteresse gilt der Geschichte und Theorie der Konservierung, Museumpraxis, Erhalt und Konservierung von Papier und Photographien, mit dem Schwerpunkt Reproduktion von photographischen Kunstwerken.