Prof. Roman Bezjak

In welchem Bereich der Photographie und Kunst sind Sie tätig?

Nachdem ich in den 1980er- und 1990er-Jahren für verschiedene Magazine gearbeitet habe und meine Photographie am Menschen und seinen Lebensbedingungen orientiert war, beschäftige ich mich in meiner künstlerischen Praxis seit Mitte der 2000er-Jahre mit Stadtlandschaften der sozialistischen Nachkriegsmoderne in Osteuropa und Asien und deren Revision und Überformung, z. B. in Skopje. Derzeit arbeite ich an einem neuen Projekt über Rekonstruktionen, die in den letzten 15 Jahren erbaut worden sind. Seit 2000 bin ich in der Hochschulausbildung als Professor an der Fachhochschule Bielefeld tätig.  

Was vermissen Sie bei den in Deutschland derzeit aktiven Institutionen im Bereich der Photographie? 

Bundesweit gibt es eine Vielzahl von Sammlungen, Museen, Stiftungen, Galerien und anderen Institutionen, die sich auf unterschiedliche Weise und Schwerpunktsetzungen mit der Photographie befassen, was sehr begrüßenswert ist. Eine künftige Aufgabe des Bundesinstituts könnte hier ansetzen und eine bessere Vernetzung der Einzelnen schaffen. 

Welche Impulse und Angebote sollten aus Ihrer Sicht von einem neuen, wegweisenden Bundesinstitut für Photographie ausgehen?

Das Bundesinstitut für Photographie sollte das Medium Photographie in der ganzen Breite seiner Anwendungen sammeln, archivieren, restaurieren, konservieren, kultur- und medienwissenschaftlich erforschen, kuratieren und vermitteln. Dieses Wissen sollte es mit anderen bestehenden Institutionen teilen, sollte Knotenpunkt eines nationalen und internationalen Netzwerkes sein. 

Welche Bedingungen/AnsprechpartnerInnen müssten gegeben sein, damit KünstlerInnen/ PhotographInnen oder NachlassverwalterInnen eine Zusammenarbeit anstreben?

Es müsste im Voraus definiert werden, was das Bundesinstitut im Stande sein wird zu leisten und wie die Bedingungen und Kriterien einer Beteiligung, auch eigeninitiativ, sein werden.  

Was bedeutet für Sie „national bedeutsames photographisches Erbe“? 

National bedeutsam klingt möglicherweise etwas zu pathetisch. Von einem agilen Photoinstitut würde ich, über den Kanon von prominenten und bewährten Positionen hinaus, Funde von noch unbekannten und unterbewerteten Werken erhoffen, die in der Lage sind, das visuelle und kulturelle Erbe mit zu formulieren.

 

Kurzbiographie

Geboren in Ptuj, SR Slowenien/Jugoslawien. Roman Bezjak studierte Photographie an der Fachhochschule Dortmund. Von 1989 bis 1999 arbeitete er für das Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und andere deutsche Printmedien. 1996 gewann er den Deutschen Photopreis. 2000 wurde er am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld zum Professor für Photographie berufen, von 2012 bis 2020 Dekan. Ab 2011 präsentiert er seine Arbeiten in Einzelausstellungen, unter anderem im Sprengel Museum Hannover, GoEun Museum of Photography, Busan, Südkorea und in Gruppenausstellungen, z. B. in der Pinakothek der Moderne, München, Architekturzentrum Wien, Deichtorhallen Hamburg.

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