Texte von Walter Boje

„Jedes Erleben ist subjektiv. Das Erlebnis eines Balletts ist es in einem ganz besonderen Maße. Denn Bewegung und Bewegungsablauf, Mimik und Gestik, Farbe und Form, Handlung und Musik wirken zusammen und werden „gefiltert“ durch die Aufnahmefähigkeit und Aufnahmebereitschaft des Betrachters. Können Fotos von all dem etwas widerspiegeln? Die tänzerische Pose ist ohne Zweifel fotogen, ihre fotografische Abbildung für den Tänzer um so wertvoller, je perfektionierter sie seine Körperbeherrschung dokumentiert. Das Erlebnis „Ballett“ vermag sie jedoch nicht wiederzugeben. Ballett ist mehr als tänzerische Pose. In welcher Verkleidung auch immer es auftritt, es ist Spiegelbild des Menschen mit seinen Sehnsüchten, Erfüllungen und Enttäuschungen. Dieses „Mehr“ hat mich gereizt. Bei freiem Umgang mit Farbe und Form habe ich versucht, es mit fotografischen Mitteln in die Sprache des Bildes zu übersetzen.“

 
  Walter Boje: Ballett – In: Photoblätter, Heft 4/1989, S.18  
   
  Walter Boje: Fotografie, was ist das?
– In: Katalog zur Ausstellung „Ein Leben für die Fotografie.
Dr. Walter Boje-Feuilletonist mit der Kamera, Bern 1979
 
   
  Walter Boje: Wider die Unmusikalität auf den Augen
– Vortrag aus Anlass der Eröffnung der Fotoausstellung „Robert Häusser“ in Leverkusen, 1978
Typoskript, 8 Blatt, 8 S., msch.
 
   
  Walter Boje: Was war das Schönste?, 1975
Typoskript mit hsch. Korrekturen und Ergänzungen, 7 Blatt, 7 S., msch./hsch.

„1. Die Schwarz-weiß-Fotos sind – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – Ergebnisse meiner „Brötchenarbeit“ als freischaffender Bildjournalist und wurden in Tageszeitungen und Zeitschriften veröffentlicht.
Die Farbfotos dagegen brachten in den frühen Jahren der Farbfotografie nur selten „Brötchen“, weil es an Publikationsmöglichkeiten fehlte. Sie entstanden nach der Freigabe des Agfa-color-Negativ-Positiv-Verfahrens an Professionelle ab 1949 aus Begeisterung für die neuen Ausdrucksmöglichkeiten.
Ich habe schon damals wieder den Stachel der Naturalisten in der Farbfotografie gelöckt. Ergebnis: „Du mußt mal wieder schwarz-weiß fotografieren, es ist kein Geld mehr in der Kasse“. – So meine Frau mehr als einmal.
2. Die Theaterfotos sind zum weitaus überwiegenden Teil in eigener Regie und mit eigener Lichtsetzung entstanden.
Fast alle Aufnahmen – mit 4 Ausnahmen auch die großen Farbaufnahmen – habe ich mit der Leica gemacht, nur eine Handvoll mit einer Großformatkamera.
In Farbe verwandte ich stets Agfacolor(negativ)filme und Agfacolorpapier.
3. Ich bin kein „Gelernter“, obwohl ich als Amateur 1951 die Meisterprüfung in Fotografenhandwerk ablegte.
Meine fototechnischen Kenntnisse verdanke ich dem Fotodrogisten, dem Leica-Buch von Emmermann, den Fehlern, die ich machte und den Diskussionen mit Freunden, insbesondere Willi Beutler, Hans Saebens, Hein Engelskirchen und Willi Moegle, denen ich Dank schulde.
Die stärksten bildnerischen Anregungen kamen unter Saebens aus dem Freundeskreis der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner, seit Ende der 50er Jahre aus der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit Horst H. Baumann, Kilian Breier, Peter Cornelius, Fritz Frenzl, Erwin Fieger, Heinz Hajek-Halke u.a.
Meine Tätigkeit bei der Agfa unter der verständnisvollen Obhut des damaligen Direktors Gustav Ahrens ermöglichte es mir, über das Firmeninteresse hinaus für die kreative Entfaltung der Farbfotografie im In – und Ausland zu wirken.
Mit dem Überwiegen des pädagogischen Akzentes in meinem Leben trat dann das eigene schöpferische Schaffen mehr und mehr in den Hintergrund. –
So ist das meiste heute schon Geschichte, für die älteren Betrachter Erinnerung, für die jüngeren Dokument einer Zeit des Aufbruchs in die Fotografie.
Bei der Planung dieser Ausstellung und der Herstellung von Vergrößerungen bin ich von vielen Seiten unterstützt worden.
Zu danken habe ich insbesondere der Agfa-Gevaert AG Leverkusen, dem Farblabor Blum in Esslingen und meinen früheren Mitarbeitern Lieselotte Böndgen und Charles Compère. Ohne ihre Hilfe hätte ich meine Arbeit nicht in dieser Form präsentieren können.“

 
  Walter Boje in der Einleitung des Begleithefts zu „Feuilletonist mit der Kamera. Walter Boje 70“,
einer Fotoausstellung in der Photogalerie der Deutschen Gesellschaft für Photographie in Köln 1975
 
   
  Walter Boje: Wo beginnt das Illegitime? Gedanken zur Spannbreite der Photographie, 1965
Typoskript des Festvortrags, gehalten aus Anlaß der Verleihung des Kulturpreises der DGPh
an Heinz Hajek-Halke und Felix H. Man in Köln, 5 Blatt, 5 S., msch.
 

 

 
Walter Boje: Ballett-Fotografie – „con expressione“, o.D.