Auszug aus einem Entwurf eines Lebenslauf von Prof. Dr. Walter Boje vom 12. Mai 1975
5 Blatt, 5 S. hsch. – Archiv Walter Boje im Deutschen Tanzarchiv Köln

Walter Boje *16.XI.05 zu Berlin, Vorfahren väterlicherseits Hamburg (Bauern), mütterlicherseits Sachsen (Handwerker).

Studium der Volkswirtschaftslehre, Uni Berlin, Diplom-Volkswirt, Dr. rer. pol. als Werkstudent.

Studien- und Berufsberater am Akademischen Auskunftsamt der Universität Berlin
1937-1938 bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, ab 1938 Generalsekretär der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung, seit 1939 zusätzlich Leitung des Generalsekretariats der Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschung. Ende 1944 Berufung in das Generalsekretariat des Vereins Deutscher Ingenieure für redaktionelle Aufgaben. Nach dem Zusammenbruch Aufbau eines Photokopiebetriebes in Haldensleben. 1947 Flucht aus der Ostzone nach Hamburg. Vorübergehend Standfotograf bei der Jungen Film Union in Bendestorf. Ab 1948 freier Bildjournalist, Hauptgebiet Berichterstattung über Theater und Tanz. Vorübergehend Lehrtätigkeit an der Hamburger Photoschule. … 1950 Berufung in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. Danach Meisterprüfung im Photographen-Handwerk. Mitbegründung und Lehre an der Schule für Farbenfotografie der Hamburger Innung (jetzige Bundesfachschule für Fotografie). In dieser Zeit erste Versuche einer vertieften Lehrlingsausbildung durch freiwillige überbetriebliche Schulung in einem Team von 5 Meistern. Seit 1952 Vortragstätigkeit zu Themen der Gestaltung mit fotografischen Mitteln. 1954-73 Lehrtätigkeit am Deutschen Institut für publizistische Bildungsarbeit in Düsseldorf, in den letzten Jahren an der Deutschen Journalistenschule in München und der Journalistenschule des Ringier-Verlages Zürich.

1954-69 bei der Agfa in Leverkusen. PR-Tätigkeit, vor allem Förderung der Farbfotografie. 1969-72 Direktor der Famous Photographers School für den deutschsprachigen Bereich.
Seit 1973 Lehrbeauftragter an der Universität München, Institut für Kunsterziehung.

[…]

Vom Vater schon mit 13 Jahren in die „Geheimnisse“ der Fotografie eingeweiht, seitdem Amateur etwas oberhalb der Knipserebene. Etwa um die gleiche Zeit neben der Schule Ausbildung bei dem Bildner-Restaurator am Kaiser Friedrich Museum in Berlin. Interesse an Malerei (und Kunst) während des Studiums gesteigert.
Erst im 4. Semester fiel die Entscheidung zwischen Malerei und Volkswirtschaftslehre zu [deren] Gunsten. Hier interessierten mich allein alle psychologischen Probleme, wurzelnd in einem ausgeprägten Interesse an Menschen (bis hin zur Deutung von Mimik und Gestik) und an pädagogischem Wirken. Dazu kam eine Begabung, mich schriftlich und mündlich verständlich auszudrücken und zu organisieren. Dagegen fehlt mir völlig die „kaufmännische“ Ader.

Schon in meiner Tätigkeit als Bildjournalist in Hamburg sehr aktiv im Verbandsleben (zuletzt Vorsitzender der Fachgruppe Bild im Deutschen Journalistenverband). Auch hier Akzent bei der fachlich-schulischen Aufgabe.

Auch in der GDL und später nach der Berufung in die Deutsche Gesellschaft für Photographie (1956) rege Beteiligung an allen Aktivitäten, hier vor allem in der Sektion Bild Planung und Durchführung der großen Jahrestagungen.
Rege fachjournalistische Tätigkeit (ungezählte Aufsätze, Vorträge, Seminare). Buchveröffentlichungen siehe am Schluss.

Von mir initiierte und durchgeführte Ausstellungen:
1959 Farbe neu gesehen Frankfurt a/M, später in Paris
1960 Magie der Farbe Photokina Köln, anschließend Venedig (Goldmedaille der Biennale) und verschiedene Städte in Italien
1961 Abstraktion und Dokument im Farbphoto Kunstgewerbemuseum Hamburg, danach in Museen in Essen, Leeuven, Berlin (Universität), Baden-Baden, Antwerpen
1965 Industriephotographie und Feininger, New York
1967 Die Ausdrucksmittel der modernen Farbfotografie Garmisch-Partenkirchen danach Wien

Separat-Ausstellungen: 1949 Hamburg, 1953 Hamburg, 1967 Ijmuiden, 1968 Bukarest, 1969 Lübeck, 1970 München und Gaggenau, 1970 Mailand, 1972 Hamburg
Beteiligung an zahlreichen internationalen Fotoausstellungen

Ausstellungsvorträge und Seminare in Belgien, Canada, England, Frankreich, Holland, Jugoslawien, Luxemburg, Norwegen, Oesterreich, Rumänien, Schweden, Schweiz, Tschechoslowakei, Ungarn, USA + BRD = 15 Länder

1956: Erstes kämpferisches Auftreten für eine moderne Farbfotografie in Das Deutsche Lichtbild unter dem Titel: Wir rufen zum Experiment (gemeinsam mit Hermann Harz).

Die wichtigsten Buchveröffentlichungen:
1956: Vom Photo zum Lichtbild. Düsseldorf: Knapp Verlag
1960: Farbe überall. Frankfurt a/M: Umschau Verl.
1961: Magie der Farbenphotographie. Düsseldorf: Eron Verl.
1961: Im Buch von Peter Pollack „Die Welt der Photographie“ das Kapitel „Farbe, eine neue Dimension“ für die deutschsprachige Ausgabe
1963: Revolution im Unsichtbaren. Redaktionelle Bearbeitung gemeinsam mit Otto Mattschoss. Düsseldorf: Eron Verl.
1963: Mut zur Farbe. Frankfurt a/M: Umschau Verl.
1965: Geliebte Camera. München: Südwest Verl.
1965: Photographieren, mein Hobby. Ebenda
1965: Wo beginnt das Illegitime? Gedanken zur Spannweite der Photographie.
9. Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Photographie. Als Manuskript gedruckt.
1970: Das große Hobby-Fotobuch. Stuttgart: EHAPA-Verl.
1975: Das farbige Porträt (Arbeitstitel). Düsseldorf: Knapp Verl. Erscheint voraussichtlich im Herbst
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