Wer war Walter Boje?

Walter Boje wird am 16. November 1905 in Berlin geboren. Er studiert in seiner Heimatstadt Nationalökonomie und schließt das Studium als Diplom-Volkswirt ab; 1932 promoviert er. Ab 1939 ist er Generalsekretär der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnet Walter Boje in Haldensleben bei Magdeburg, wohin es die Familie bei Ende des Krieges verschlagen hatte, eine Fotokopieranstalt. Ende 1947 ziehen Walter Boje und seine Familie nach Hamburg weiter, dort arbeitet er als Bildjournalist und Theaterfotograf.

Als im Jahr 1949 das Agfa Color-Negativ-Positiv-Verfahren für Berufsfotografen zugänglich wird, erahnt Walter Boje in der Farbphotographie bereits das Medium, um Dramatik, Stimmungen und Gefühle einer Bühnendarbietung adäquat abzubilden. Der Wechsel nach Leverkusen zur Firma AGFA im Jahr 1954 bewirkt, dass er fünf Jahre später zum Zeugen des Aufbruchs des Kölner Balletts wird.

In der Stadt am Rhein entwickelt der Choreograph Aurel von Milloss gerade eine neue, zeitgemäße Form des Balletts. Der Bühnenraum erfährt in der Zusammenarbeit mit zeitgenössischen bildenden Künstlern eine Aufwertung. Die Musik gleichsam als Bauplan nutzend, versucht Milloss ihre Vielstimmigkeit in der Bewegung sichtbar zu  machen, das Auge des Zuschauers dem Ohr zu öffnen und doch dabei die Emanzipation der tänzerischen Bewegung von der Musik zu betonen.

Walter Boje erfasst Milloss’ choreographische Vision und, verfolgt man seinen fotografischen Stil über die Jahre, so mag diese auch für ihn das Signal eines ästhetischen Aufbruchs gewesen sein. Seine Vision von der Farbe als einem dynamischen Ausdrucksmittel der Fotografie findet in Horst H. Baumann, Kilian Breier, Peter Cornelius, Fritz Fenzl, Erwin Fieger, und Heinz Hajek-Halke begeisterte Mitstreiter.

15 Jahre - bis 1969 - ist Walter Boje für die Firma Agfa tätig; unter anderem in der Fototechnischen Zentrale und als Leiter des Werbestudios des Unternehmens.

Sein Wissen um die Fotografie gibt er an nachwachsende Generationen weiter : Walter Boje lehrt am Deutschen Institut für Publizistische Bildungsarbeit in Düsseldorf, an der Universität München und an der Deutschen Journalistenschule München. Er hält Vorträge in mehreren europäischen Ländern, in den USA und in Kanada.

Und er engagiert sich auch an der anderer Stelle für die Fotografie: Walter Boje ist Mitglied des Bundes Freischaffender Foto-Designer und mehrere Jahre 1. Vorsitzender und später Ehrenpräsident der Gesellschaft deutscher Lichtbildner (GDL). Er ist zwölf Jahre lang Vorstandsmitglied und langjähriger Leiter der Sektion Bild der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), die ihn 1976 zu ihrem Ehrenmitglied ernennt und 1985 mit der „Goldenen Ehrennadel“ auszeichnet. 1989 wird ihm vom Land Nordrhein-Westfalen in Anerkennung seiner Verdienste die Professorenwürde verliehen.

Walter Boje stirbt am 20. Juli 1992 im Alter von 86 Jahren in Leichlingen.

Auszug aus der Kurzbiographie von Prof. Dr. Walter Boje vom 21. August 1979
2 Blatt, 2 S., msch. – Archiv Walter Boje im Deutschen Tanzarchiv Köln

Auszug aus einem Entwurf eines Lebenslauf von Prof. Dr. Walter Boje vom 12. Mai 1975
5 Blatt, 5 S. hsch. – Archiv Walter Boje im Deutschen Tanzarchiv Köln