Zeittafel | Auftrittsverzeichnis |
1871 Elizabeth Duncan wird als ältestes von vier Kindern des Ehepaares Joseph und Dora Duncan in San Francisco geboren (es folgen 1873 Augustin und 1874 Raymond).
1877 Geburt von Isadora Duncan
1884 Die mit den vier Kindern inzwischen in Oakland lebende Mutter gründet eine Schule für Gesellschaftstanz, in der bald Elizabeth als Lehrerin mitwirkt, später auch Raymond.
1888 Isadora verläßt - lt. ihren Memoiren – schon im Alter von 11 Jahren die Schule, um als Tanzlehrerin Geld zu verdienen.
1890 Isadora tritt – zusammen mit ihrer Mutter und den bereits etwas erfahreneren Geschwistern – bei einem kirchlichen Wohltätigkeitsabend erstmals öffentlich als Tänzerin vor Publikum auf.
1895 Isadora, inzwischen 18jährig, zieht mit ihrer Mutter auf der Suche nach Theaterengagements zuerst nach Chicago, dann nach New York.
1899 Nach unbedeutenden Bühnenauftritten (z.B. als Elfe im "Sommernachtstraum") und einigen wenig erfolgreichen Privatvorstellungen und öffentlichen Soloauftritten in New York reist Isadora mit ihrer Familie nach London. Elizabeth fährt bald zur finanziellen Absicherung der Familie als Tanzlehrerin nach New York zurück.
1900 Das erste öffentliche solistische Auftreten Isadora Duncans in Europa in einer Londoner Galerie bringt ihr die erste Anerkennung als Tänzerin. Isadora zieht mit ihrer Mutter zu Raymond nach Paris.
1902/1903 Isadora reist mit der Gruppe der "Serpentinen-Tänzerin" Loie Fuller nach Berlin, Leipzig und München. In Wien, Budapest, München und Berlin hat Isadora Duncan die ersten großen solistischen Bühnenerfolge. Von nun befindet sie sich laufend auf Gastspielreisen. Die Presse ist zumeist von Isadora Duncan begeistert, und Isadora Duncan wiederum ist es von der Presse, namentlich der deutschen. Sie hält vor Journalisten in Berlin einen Vortrag über den "Tanz der Zukunft", der zweisprachig als Buch erscheint. - Die Familie trifft sich in Berlin und reist nach Griechenland, wo sie von den Gagen Isadoras ein Grundstück erwirbt und einen Tempel und Palast nach dem Vorbild Agamemnons errichten will.
1904 Auf Einladung von Cosima Wagner choreographiert Isadora Duncan in Bayreuth das "Bacchanale" für die Oper "Tannhäuser". - Eine Villa im Berliner Grunewald wird erworben, um gemeinsam mit Elizabeth eine "Freitanz-Schule" in Internatform zu gründen; 20 Mädchen werden aufgenommen, die gesamten Kosten – auch beispielsweise für die Verpflegung und Kleidung der Mädchen – werden zunächst allein aus den Theaterauftritten Isadoras bestritten. Isadora hat wegen der Gastspielreisen nur wenig Zeit für die Schule.
1905 Seit dem Sommer tritt Isadora Duncan auch gemeinsam mit den Berliner Schülerinnen auf. Die Polizei verbietet zunächst die Auftritte der Kinder in den griechischen Kitteln mit den nackten Beinen, erst ein 1906 gegründeter Förderverein kann das Auftreten in "geschlossenen" Veranstaltungen ermöglichen.
1906 Geburt von Isadora Duncans Tochter Deirdre. Vater ist der Bühnenbildner und Theaterreformer Edward Gordon Craig. Konservative Kreise sehen den Ruf der Schule gefährdet, denn Craig ist bereits verheiratet und Vater von acht Kindern (drei verschiedene Mütter). Da Isadora ohnehin durch die von Raymond geleiteten, endlosen Bauarbeiten in Griechenland und ihren eigenen aufwendigen Lebensstil kaum noch Mittel zur Unterstützung der Schule aufbringen kann, muß sich Elizabeth um deren Erhalt kümmern.
1908/1909 Aufgabe des Schulstandortes Berlin, bedingt auch durch zahlreiche Tourneen der Kinder gemeinsam mit Isadora oder geleitet von Elizabeth. In Deutschland entsteht eine Konkurrenzsituation: Die Aufführungen der Schule haben z.T. mehr Erfolg als die Soloabende. Isadora erwägt die Ansiedlung der Schule in Paris und erwirbt ein Studio in Neuilly, Elizabeth erhält vom Großherzog von Hessen die Marienhöhe bei Darmstadt für einen Neubau, den Förderer finanzieren. Längere Aufenthalte der Schule in der Schweiz und in Frankreich.
1910/1911 Isadoras Sohn Patrick wird geboren, Vater ist der Millionär Paris Singer. Provisorische Ansiedlung der Schule in Frankfurt am Main und ein halbes Jahr in Dresden zwecks Mitwirkung bei der Deutschen Hygiene Ausstellung. Der Neubau in Darmstadt wird im Dezember 1911 eröffnet.
1913 Tod von Isadoras Kindern Deirdre und Patrick und der Kinderschwester in Paris, als ein Auto mit ihnen in die Seine stürzt.
1914 Isadora erhält von Singer ein schloßähnliches Gebäude in Bellevue/Paris für die Einrichtung einer neuen Schule geschenkt; sie fordert von Elizabeth die Überlassung der sechs ältesten Schülerinnen als Lehrkräfte und zur Einstudierung ihrer tanzchorischen Werke. Beim Ausbruch des Weltkrieges überläßt Isadora das Haus als Lazarett, nachdem sie die Schülerinnen auf Singers Schloß Paigton in England (und von dort in die USA) geschickt hat; Elizabeth reist mit neun Schülerinnen von Darmstadt ebenfalls nach England und von dort mit dem musikalischen Leiter Max Merz und den Kindern nach New York.
1915 New Yorker Zweigschulen werden gegründet; die von Elizabeth wird später von Gertrud Drück und dann von Anita Zahn weitergeführt. – Die sechs Lieblingsschülerinnen aus der Berliner Schule (Anna, Erika, Irma, Lisa, Margot und Therese) gehen selbständig auf Tournee und werden als "Isadorables" und "Isadora Duncan Dancers" bekannt.
1919/1920 Isadoras Schulgebäude in Bellevue muß verkauft werden. Elizabeths Schulgebäude auf der Marienhöhe bei Darmstadt geht – nach einem finanziellen Desaster während des Krieges und einem unseriösen Rückverkauf an die noch in Amerika befindliche Schule – ebenfalls verloren. Aufenthalt der Elizabeth Duncan Schule zunächst in der Schweiz. Die sechs Isadorables trennen sich, und drei von ihnen eröffnen in New York und Paris eigene Schulen.
1921 Die Elizabeth Duncan-Schule siedelt sich kurzzeitig auf dem Hohenhof von Karl Ernst Osthaus in Hagen an. Isadora eröffnet mit Irma als Assistentin eine Schule in Moskau. Elizabeth zieht mit ihrer Schule in den Kavaliersbau des neuen Palais von Potsdam um, wo sie bis 1924 bleiben kann.
1922 Isadora heiratet den russischen Dichter Sergej Jessenin.
1924 Isadora gibt nach elfjähriger Pause wieder zwei Gastspiele in Berlin, diesmal allerdings mit wenig Erfolg.
1925 Die Elizabeth Duncan-Schule wird in Schloß Klessheim bei Salzburg seßhaft (bis 1935). - Isadoras Ehemann Jessenin nimmt sich das Leben.
1926 Isadoras Haus und Studio in Neuilly wird wegen der Schulden versteigert.
1927 Letzter Auftritt Isadoras (im Pariser Théâtre Mogador). Isadora Duncan stirbt kurze Zeit später in Nizza bei einem Unfall, als sich ihr langer Schal in den Speichen des Autos verfängt.
1930/1931 Mehrmonatiger Aufenthalt der Elizabeth Duncan-Schule in der Nähe von Paris.
1931 Beginn der Vorarbeiten zum Aufbau einer Zweigschule in Prag, die ab 1934 von Jarmila Jerabkova geleitet wird.
1935 Übersiedlung der Schule von Klessheim nach München
1943 Aufgabe der Münchner Schulräume, Übersiedlung nach Österreich.
1945 Rückkehr der Elizabeth Duncan-Schule nach Deutschland.
1948 Tod von Elizabeth Duncan in Tübingen. Fortführung ihrer Schule durch Gertrud Drück an verschiedenen Orten, u.a. seit 1961 auf Schloß Mörlbach (heute in München durch Hannelore Schick).
1954 stirbt Augustin Duncan, 1966 Raymond. Von den sechs Isadorables war Margot bereits 1925 verstorben; Lisa Duncan stirbt 1976 in ihrer Geburtsstadt Dresden, die anderen vier in den USA: Irma 1977, Anna 1980, Erika 1984 und Maria Theresa 1987.
1999 Isadora Duncans kompletter, umfangreicher Nachlaß verbrennt in einer New Yorker Privatwohnung.
2000 Zum 123. Geburtstag Isadora Duncans am 26. Mai und anläßlich der 100. Wiederkehr ihres ersten solistischen Erfolges eröffnet das Deutsche Tanzarchiv Köln die Ausstellung "Das Land der Griechen mit dem Körper suchend: Isadora und Elizabeth Duncan" mit eigenen Beständen, die vor allem auf dem Nachlaß von Lisa Duncan und dem Archiv der Elizabeth Duncan-Schule beruhen, und zahlreichen Leihgaben, insbesondere aus dem Nachlaß von Anna Duncan.(bis 30. Juli). Gleichzeitig wird am Deutschen Tanzarchiv Köln die Basis für ein Duncan-Forschungszentrum geschaffen, und erste Dokumentationen werden im Internet publiziert, um so – gemeinsam mit anderen Archiven wie der Dance Collection der New York Public Library (Nachlaß Irma Duncan) – zum Erhalt und zur Aufbereitung der Dokumente für die Forschung beizutragen. - Vom 9. September bis 22. Oktober zeigt das Tama Art University Museum in Tokyo eine Duncan-Ausstellung.
2001 Das Deutsche Theatermuseum München zeigt die Kölner Duncan-Ausstellung in reduzierter Form (26. Januar bis 25. März). Ebenso das Georg Kolbe-Museum in Berlin vom 8. April bis 4. Juni.